Systemische Therapie

Was ist das?

Von Anbeginn unseres Seins, und unser gesamtes Leben lang, 
sind wir freiwillig und manchmal unfreiwillig eingebunden in ganz unterschiedliche soziale Systeme (Herkunftsfamilie, Gegenwartsfamilie, Kindergärten und Schulen, Universitäten, Betriebe und Vereine, Kulturkreise und Gesellschaftsformen und …). 

In diesen sozialen Systemen handeln wir und werden behandelt, beeinflussen wir und werden beeinflusst.
Unser Erleben und Handeln kann also nicht isoliert betrachtet werden, sondern bedingt sich in unseren sozialen Systemen wechselseitig.
 
Insbesondere die unbewussten wechselseitigen Beeinflussungen können belastend erlebt werden und/oder uns seelisch oder körperlich krank werden lassen.

Ein Beispiel:
Ich besuche als erwachsene Frau meine Eltern und erzähle begeistert davon, dass ich mich auf eine interessante Stellen-anzeige beworben habe. In der nächsten Woche bin ich zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden.
Meine Mutter hegt große Zweifel dahingehend, ob diese Stelle für mich auch das richtige sei und ob ich mich nicht übernehmen würde.
Mein Vater sitzt, wie immer, schweigend daneben.

Meine Begeisterung schwindet gemeinsam mit meinem Selbstvertrauen dahin.
Plötzlich fühle ich mich in Gegenwart meiner Eltern wie ein kleines Kind, werde unsicher und es fehlen mir die Argumente.

 
In der Systemischen Therapie werden die inneren Bilder, unbewussten Regeln, Interaktionsmuster eines Systems erarbeitet und sichtbar gemacht. Dies geschieht beispielsweise mit Hilfe von Holzfiguren, Steinen oder „Schleich“-Tieren. Für jede beteiligte Person (diese ist dazu nicht anwesend) wird eine Figur ausgewählt. Entsprechend Deiner inneren Bilder ordnest Du die Figuren und stellst sie in Beziehung zu einander. 
 
Durch die Einsichten in die Interaktionsmuster des betreffenden Systems kannst Du mehr Klarheit und liebevolles Verständnis für Dich selber erhalten. 

Systemische Aufstellungsarbeit mit einem Anliegen                      

Bei der Systemischen Aufstellungsarbeit mit dem Anliegen geht es um den einzelnen Menschen in seiner Beziehung zur Umwelt. Sie wird in einer Gruppe oder in einer Einzelsitzung durchgeführt. Im Gegensatz zur klassischen Familienaufstellung werden weniger die Ursprungs- oder Gegenwartsfamilien über mehrere Generationen aufgestellt.  Es geht vielmehr darum, dass die „aufstellende Person“ (der Einfachheit halber im folgenden Aufsteller genannt) zunächst ein Anliegen formuliert. Dieses Anliegen entwickelt sich meist aus einer aktuellen oder auch immer wiederkehrenden Konfliktsituation, die verändert oder erst einmal bewusst gemacht werden will. Im Vorfeld einer Systemischen Aufstellung finden ein Anamnesegespräch und mindestens ein Vorgespräch statt.

 

Du kannst als Aufsteller mit einem eigenen Anliegen arbeiten oder Dich als Stellvertreter zur Verfügung stellen. Folge und vertraue Deinen inneren Impulsen. Es ist alles richtig. Lediglich körperliche Gewalt ist nicht erlaubt und wird von der Leitung unterbunden, bzw. wird die Aufstellung in solchem Falle sofort beendet.

 

Der Aufsteller wählt aus der Gruppe einen Stellvertreter für sein Anliegen und platziert diesen im Raum so zu sich selber, wie es sich richtig für ihn anfühlt. Der Stellvertreter für das Anliegen begleitet den Aufsteller durch den Prozess und erinnert ihn an das Anliegen.

 

Beim Aufsteller und auch bei den Stellvertretern können körperliche Symptome wie beispielsweise Herzklopfen, schwitzen, frieren oder ähnliches auftreten. Es kann auch sein, dass jemand wie festgenagelt steht und sich nicht bewegen kann, sich bewegen, hinsetzen oder in die Nähe oder in Distanz gehen möchte. Ein  Stellvertreter kann ärgerliche, traurige oder vergnügte Gefühle äußern oder einfach nichts fühlen. Zwischen dem Aufsteller und den Stellvertretern kann es Dialoge aber auch Schweigen geben. 

 

Im weiteren Verlauf der Aufstellung können weitere Stellvertreter hinzugezogen werden. Beispielsweise als unbewusster, abgelehnter, abgespaltener oder kindlicher Anteil des Aufstellers oder als Emotion wie Wut, Angst, Hilflosigkeit, Lebensfreude oder ähnliches. Auf diese Weise werden Ich-Anteile oder Emotionen zunächst sicht- und erlebbar gemacht um integriert werden zu können.

 

Es sind die abgespaltenen und abgelehnten Anteile in uns, die Lebensfreude rauben, Ängste wecken und unsere Seele und unseren Körper beeinträchtigen oder gar krank werden lassen. In der Aufstellung nähern wir uns liebevoll unseren abgespaltenen Ich-Anteilen und Gefühlen.

                                                                                                 

Der Aufsteller entscheidet selber, wie weit er im Prozess seiner Aufstellung gehen möchte und wie viel er sich zutraut. Das Ziel ist es nicht, eine Lösung herbeizuführen, sondern vielmehr sich in den eigenen Prozess zu begeben. Und dies in der ganz eigenen Geschwindigkeit.